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Sommeranlass im Zeichen der Vernetzung

Am 27. Mai 2025 lud die KGTV zur Generalversammlung und zum traditionellen Sommerworkshop im FHNW Campus in Brugg-Windisch ein. Neben den statutarischen Geschäften informierten sich die Teilnehmenden über die Zukunft von EnergieSchweiz, Studien zum Bau gegen und mit dem Klimawandel und dem allgemeinen Zustand der Baubranche. In drei Pitches präsentierten die Unternehmen Scandens, Yuon Control und Ökozentrum innovative Ideen für die Gebäudetechnik-Branche. Und im abschliessenden Workshop diskutierten die Anwesenden die Verbesserung der Energieeffizienz im Bestandesbau.

In ihrem Präsidialbericht zuhanden der 13. Generalversammlung warf KGTV-Präsidentin und Nationalrätin Franziska Ryser einen Blick auf das vergangene Jahr zurück. Die politische Bedeutung der KGTV sei im letzten Jahr weitergewachsen. Dies zeigte sich u.a. daran, dass der Verband seitens Partner und Behörden immer stärker in die regulatorischen Prozesse eingebunden worden sei, namentlich durch die Teilnahme an Vernehmlassungsverfahren wie der Klimaschutzverordnung, den Verordnungen zum Mantelerlass und den MuKEn 2025, und durch die Teilnahme an der Bildungsoffensive Gebäude. Ausserdem konnte die politische Kommunikation verstärkt werden, indem den Mitgliedern regelmässig alle neuen Parlamentsgeschäfte und die Kommissionsgeschäfte aus dem Bereich Gebäudetechnik zugestellt wurden. Nicht zuletzt konnte sich die KGTV zu den Gewinnerinnen und Gewinnern des Abstimmungskampfs um das neue Stromgesetz zählen, den der Verband kommunikativ unterstützt hatte. 

Alle Beschlüsse der Generalversammlung fielen einstimmig aus. Weder die Jahresrechnung noch das Budget gaben Anlass zu Diskussionen und dem Vorstand wurde vollumfänglich das Vertrauen ausgesprochen. Beim Vorstand kam es zu einigen Änderungen. Andrea Baumgartner, die dem Gremium seit 2018 angehörte, trat nach einer beruflichen Weiterentwicklung aus dem Vorstand zurück. Franziska Ryser würdigte sie als praxisnahe und überlegte Kollegin und dankte ihr für ihre grosses Engagement. Ebenfalls zurückgetreten ist das KGTV-Vizepräsident und Gründungsmitglied Stephan Peterhans, der sich seit 2013 für den Verband einsetzt hatte. Für Franziska Ryser zeichnete er sich als initiativen, pragmatischen und ehrlichen Kollegen aus, der durch sein grosses Fachwissen und ausgeprägtes politisches Wissen überzeugte und sich insbesondere im Dialog zwischen Politik und Gebäudetechnik-Branche verdient machte. Stephan Peterhans wünschte der KGTV weiterhin viel Erfolg und stellte seine weitere Unterstützung in Aussicht.

Als Ersatz für die beiden zurückgetretenen Vorstandsmitglieder wählte die Generalversammlung einstimmig Tom Lüthi, selbstständiger Berater für den Bau und den Betrieb von Gebäuden aus Bern und Vertreter von IFMA, sowie Alexandra Märki, Direktorin des Wärmepumpenverbands FWS. Ebenfalls einstimmig sprach sich die Generalversammlung für die Wiederwahl von Präsidentin Franziska Ryser und dem übrigen Vorstand sowie den beiden Revisoren Ralph Bachofen und Philipp Schütz aus.

In der Folge gab Franziska Ryser einen Ausblick auf das restliche Jahr 2025. Die Unsicherheit aufgrund der erratischen Führung der USA und Änderungen der nationalen Regulierungen dürften die Branche eine längere Zeit beschäftigen. Für den Sommer ist ein Entscheid betreffend MuKEn-Revision zu erwarten. Die Diskussionen um die Umsetzung in den Kantonen dürften längere Zeit andauern. Ab 1. Januar 2025 sind die neuen Verordnungen im Energiebereich in Kraft getreten, die u.a. die virtuellen ZEV regeln. Hier wird sich zeigen, wie der Markt auf die Änderungen reagiert. 

Neues Pitches-Format

Zum ersten Mal hatte die KGTV im Rahmen der GV innovative Unternehmen zur Präsentation ihrer Projekte eingeladen. Die Idee hinter diesem neuen Format ist es, den Unternehmen eine Plattform und Reichweite zu bieten, um ihr Netzwerk zu vergrössern. 

Das erste Unternehmen, das sich präsentierte, war das ETH Spin-Off Scandens, das von Dominik Bucher vertreten wurde. Scandens bietet einen digitalen Assistenten für Immobilien-Fachleute, um die Investions- und Sanierungsplanung zu verbessern. Dazu setzt es auf eine digitale Bestandesaufnahme bis auf Ebene Bauteile und Anlagen.

Das zweite Unternehmen, Yuon Control, präsentiert durch CEO Sebastian Herberger, arbeitet an Smart Grids für Wärmenetze. Was beim Strom bereits verbreitet ist, ist im Bereich Wärmeversorgung noch wenig entwickelt. Die von Yuon Control entwickelte Lösung stellt ein intelligentes Lastenmanagement sicher, das Lastspitzen bricht, die CO2-Emissionen reduziert und eine Kapazitätserhöhungen vor allem im urbanen Raum bringt

Zum Abschluss der Pitches präsentierte Kerstin Bütschi das Ökozentrum und sein Projekt Klima-Energie-Erlebnis Gebäude und Berufswahl. Ziel ist die Nachwuchsförderung in der Gebäudebranche. Dazu werden Schülerinnen und Schüler durch mehrere Unterrichtseinheiten an ihren Schulen in spielerischer Art an die Berufswelt herangeführt. Mit seinen Aktivitäten erreicht das Ökozentrum jährlich 6'000 – 7'000 Schülerinnen und Schüler in 12 Kantonen.

Zukunft von EnergieSchweiz

Das Programm EnergieSchweiz des Bundesamtes für Energie soll durch freiwillige und unbürokratische Massnahmen dazu beitragen, das Netto-Null-Ziel, Stromversorgungssicherheit und Netzstabilität und die ambitiösen Ziele betreffend den Energieverbrauch zu erreichen. Das Programm will die Eigenverantwortung stärken, die Überregulierung bekämpfen und rasch Ergebnisse liefern. Dazu wurden in der Vergangenheit Informationskampagnen durchgeführt, Rechner und Tools erstellt und Aus- und Weiterbildungen unterstützt. Dabei standen Planung, Installation, Inbetriebnahme, Betriebsoptimierung durch Energiemonitoring und Erneuerung im Fokus. 

Programmleiter Tim Frey zeigte am Rande der Generalversammlung auf, wie das vom Bundesrat geplante Entlastungspaket 2027 EnergieSchweiz vor neue Probleme stellt. Geplant ist, das Budget um 20 Mio. Fr. auf 23 Mio. Fr. zu kürzen. Darunter litten alle Projekte und Studien, die EnergieSchweiz mit 20 Mio. Fr. jährlich subventioniert. Das Entlastungsziel mache eine stärkere Priorisierung bei der Unterstützung von Projekten nötig. Künftig würden alle Anträge stärker auf die allgemeinen Kriterien Entflechtung, Fokussierung, Wirkung und Projektorientierung geprüft. Für Dauersubventionen dürften keine Mittel mehr zur Verfügung stehen.

Tim Frey sieht es als wichtig an, den Wissenstransfer und die Vernetzung in der Gebäudetechnik-Branche voranzutreiben. Nur gemeinsam mit Branchenvertretern wie der KGTV kann EnergieSchweiz seine Ziele weiterverfolgen. Die Finanzplanung von EnergieSchweiz für 2027 wird im September 2025 erwartet.

Perspektiven der Wissenschaft

Auch Urs-Peter Menti von der Hochschule Luzern sah in seinem Vortrag zur Perspektive der Wissenschaft grossen Bedarf in der stärkeren Vernetzung innerhalb der Gebäudetechnik-Branche. Bau und Betrieb von Gebäude sind ein wesentlicher Mitverursacher des Klimawandels. Allein der Gebäudebetrieb verursacht 22 Prozent des CO2-Ausstosses. Die Graue Energie im Wohnbau beträgt 25 Prozent des Energieverbrauchs über den gesamten Lebenszyklus, wobei davon 40 Prozent auf die Gebäudetechnik entfallen. Es sind deshalb dringend Massnahmen zu treffen, damit zumindest beim Betrieb das Netto-Null-Ziel erreicht würde.

Es seien aber auch Massnahmen zu treffen, falls der Klimawandel ungebremst fortschreitet. Da die Nachtkühlung vermehrt nicht mehr möglich sein würde, werde das aktive Kühlen von Gebäuden immer mehr zum Thema. Während der Heizwärmebedarf bis 2060 um zwanzig bis dreissig Prozent zurückgehe, würde gemäss der Studie Climabau 2017 je nach Region bis zu 6 mal mehr Kühlenergie als 1990 benötigt. Ohne Automation von Storen, Licht und Lüftung dürfte der Klimakomfort kaum mehr gewährleistet sein. Dabei sei aber der persönlichen statt der räumlichen Kühlung, bspw. durch Bettenkühlung, Vorrang zu geben.

Die HSLU verfolge weitere Projekte wie Quartierklimamodelle, begrünte Backsteine und Fassaden oder das Kühlen mit Tönen und Farben, damit Gebäude auch bei erhöhten Aussentemperaturen energieeffizient und komfortabel betrieben werden können.

Prognosen für die Bauwirtschaft

Cristina Schaffner, Direktorin von bauenschweiz, widmete sich den politischen Rahmenbedingungen, unter denen die Bauwirtschaft ihren Beitrag zur Bewältigung der Herausforderung leisten kann. Insgesamt sei der Auftragsbestand gut und die Versorgung mit den grundlegenden Baumaterialien Holz, Zement und Stahl sichergestellt. Die Handelspolitik der USA verursachen aber zusätzliche Unsicherheiten. Ausserdem befinde sich im Moment das Bauproduktegesetz in Revision, was ebenfalls beobachtet werden müsse. Bei den öffentlichen Beschaffungen zeige sich, dass sich das Zuschlagskriterium Nachhaltigkeit als eigentlicher Treiber des Paradigmenwechsels weg von rein quantitativen Überlegungen wie dem Preis hin zu qualitativen Entscheidungen entwickelt habe.

Grundsätzlich mangle es der Baubranche im Moment an klaren Signalen für Ausbildung, Forschung und Investitionen. Die Unternehmen müssten wissen, wohin die Entwicklung geht, um sich entsprechend ausrichten zu können. Es ist deshalb zu begrüssen, dass der Bund hier eine stärkere Vorbildfunktion übernehmen soll. Cristina Schaffner befürchtete indes, dass immer stärkere gesetzliche Vorgaben statt eines allgemeinen Rahmens dazu führen, dass die Baubranche immer weniger eigene Lösungen für die Herausforderungen entwickeln könne. Dazu beitragen würde auch die oftmals mangelhafte partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen den Gewerken. Schaffner stiess deshalb ins selbe Horn wie ihre Vorredner: Es ist dringend mehr Koordination und Austausch zwischen den verschiedenen Teilen der Bauwirtschaft und ihren Vertretern nötig.

Workshop für mehr Effizienz im Bestand

Zusammen mit Thomas Murer, Mitglied der Geschäftsleitung von Lemon Consult, führte die KGTV am Nachmittag einen Workshop zum Thema «Effizienzverbesserung im Bestandesbau» durch. Das Unternehmen hat in der Vergangenheit bereits Erfahrungen mit dem vorgezogenen Heizgruppenersatz, dem Optimieren von Minergie-Gebäuden im Betrieb, der Betriebsoptimierung von Spitälern und der Sensibilisierung von Stockwerkeigentümerschaften gemacht. Die Teilnehmenden des Workshops haben in den drei Gruppen «Wohnen», «Dienstleistungen und öffentliche Gebäude» und «Industrie» die Ursachen für mangelnde Energieeffizienz, die Hemmnisse und Barrieren für eine Optimierung und die Einflussmöglichkeiten der Verbände eruiert. Zum Schluss haben die Arbeitsgruppen folgende Handlungsempfehlungen formuliert:

  • Durch ein sinnvolles, schlankes Energiemonitoring soll das Einsparpotenzial sichtbar gemacht werden. Dazu müssen die Spezialisten der einzelnen Fachbereiche besser vernetzt werden.
  • Die Subventionsvergabe soll an die energetische Betriebsoptimierung gekoppelt und die Subventionen einer Wirkungsanalyse unterworfen werden.
  • Mittels Erfolgsgeschichten soll auf allen Bildungsstufen gezeigt werden, weshalb eine Betriebsoptimierung sinnvoll ist.
  • Durch die Kooperation verschiedener Bildungspartner soll das Know-How über Betriebsoptimierungen besser verbreitet werden.

In ihrem Schlusswort stellte KGTV-Präsidentin Franziska Ryser in Aussicht, die Erkenntnisse des Workshops als Grundlage für künftige Massnahmen des Verbandes zu verwenden. Die KGTV stehe grundsätzlich vor grösseren Veränderungen, die auch der besseren Vernetzung der Mitglieder dienen und die Handlungsempfehlungen der Gruppen stellen eine gute Basis für die Entwicklung des Verbands dar.

Impressionen